40. Wintersteinlauf 20.03.2016

Eigentlich hatte ich überlegt auf den Start zu verzichten, aber da wir die 30km des Wintersteinlaufs eigentlich als Trainingslauf laufen wollten, stand ich trotzdem Sonntag morgens um viertel vor 8 zusammen mit Esther und Mirco bei Christoph auf der Matte.

Es war mal wieder kalt geworden und ich konnte nicht verstehen, wie mir überhaupt der Gedanke in den Sinn kam in T Shirt zu laufen. Zum Glück hatte ich dann doch noch etwas langärmliges darunter gezogen…

Bis zum Start war es noch hin, denn wir waren überpünktlich. Doch das habe ich lieber als alles in letzter Sekunde bewerkstelligen zu müssen und wach werden muss man ja auch noch. Wir holten die Startnummern und beschlagnahmten im OCR-Pulk einen Tisch, den wir erst wieder verließen, um uns warmzulaufen.

487_1177711358928120_8494221491081891432_n.jpg

 

Kaltkaltkalt. So unaufgeregt und gelassen bin ich noch nie über die Startlinie gelaufen. Der Plan hieß: wir laufen das Ding in einer 5:20er Pace. Also unter 2:45h. Haben sie gesagt 😉 Als Tim mir nach dem ersten Kilometer mitteilte, dass wir bei 4:30 lagen und nach ca. 3 Kilometern der erste Anstieg kam, ließ ich den Abstand immer größer werden. Ich bin in der Lage einen Halbmarathon einzuschätzen, aber keine 30km mit über 400HM im WK-Modus. Schon gar nicht aus dem vollen Training heraus. Denn die letzten Wochen gingen alle über 80km hinaus und setzten sich zwar aus weniger Trainingstagen, dafür aber aus mehr Umfang zusammen.

10391452_1177712185594704_9139476386781461462_n.jpg

Es ging rauf und runter. Da der Lauf keine Trails beinhaltete, konnte man in normalen Straßenlaufschuhen laufen. Dumm nur, dass ich die in welchen lief, die ich schon 1-2 Jahre nicht mehr bemüht hatte und eigentlich gar nicht mehr recht wusste, wie diese sich bei längeren Läufen so auswirken. Meine eigentlichen Lunarglide wollte ich auch nicht mehr laufen, weil ich mit denen nur noch Schmerzen hatte, daher der Kompromiss. Ich kann schon mal vorwegnehmen: ich habe mir derbste Blasen gelaufen.

10312422_1177713525594570_8837072454695418193_n.jpg

Immer wenn es bergab ging, wurde mein Bein präsenter. Ansonsten fühlte ich mich erschreckend gut, ich kam leicht vom Fleck und fühlte mich nicht am Anschlag, fürchtete aber den Moment, an dem mir die Energie möglicherweise schwinden würde. Bis Kilometer 15 war ich quasi alleine unterwegs, als Juliane plötzlich mit mir gleichzog und wir am Zaun des Militärgeländes von Wehrheim entlang liefen. Ich kam noch mit ein paar anderen Läufern ins Gespräch, da einer anscheinend schon die letzten Kilometer versuchte an mir dran zu bleiben – mein erster offizieller Verfolger 😀

Weitere zwei Kilometer später wagte ich es, mal einen halben Becher Iso zu testen. Der Test war leider nicht gut, ich verfluchte meine Entscheidung, mein Magen rebellierte, mir ging es elend, ich wurde langsamer und ließ Juliane und meinen Verfolger ziehen – jedoch noch in Sichtweite. Nach 22 Kilometern hatte sich alles wieder weitestgehend beruhigt, jedoch verhärtete mein Oberschenkel immer mehr und machte mir das Leben echt zur Hölle. Ich fing an unrund zu laufen. Das Schlimme war: es ging nur noch bergab und der Großteil davon verlief nur noch auf Asphalt. Jeder Schritt strafte den Muskel nur noch mehr, sodass ich plötzlich bergab langsamer war, als bergauf. Als ich von Wolfgang überholt wurde, wurde mir bewusst, dass mein Zeitkonto immer unausgeglichener wurde. Ich wollte nur noch ankommen, ganz egal wie. Einen Schritt nach dem anderen.

Die letzten 3 Kilometer waren meine persönliche Beerdigung. Als ein anderer Läufer neben mir auftauchte und fragte: „Und wo tuts bei dir weh?“, wusste ich, dass ich ziemlich durch die Gegend eiern musste. 1,5 Kilometer später wurde ich von ruthisophia (siehe instragam) überholt und noch gefragt, ob ich Traubenzucker bräuchte, ich sah wohl nicht mehr ganz so gut aus. Doch dieser hätte meinem Bein auch nicht geholfen. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Es schien einfach nicht zu enden. Die letzten Straßen, die letzte Brücke, der letzte Feldweg, der direkt und schnurgerade ins Ziel führte. Nochmal beschleunigen und nach 2:43:45h wieder stehen bleiben.

Ich setzte mich an den Rand und es tat einfach nur weh. Ich war absolut verwirrt im Kopf. Um meine Beine nicht zur Salzsäule werden zu lassen, zwang ich mich noch einmal um den Block zu laufen. In mir kochte mal wieder der Frust, dass ich hätte eine bessere Zeit laufen können, da es mir konditionell absolut möglich gewesen wäre. Andererseits wurde mir mit klarem Kopf wieder bewusst, dass es eigentlich nur ein Trainingslauf war und ich mich nicht so sehr verballert hatte, dass mein Muskel dabei geschädigt worden wäre. Ich hatte es mir nicht einfach gemacht, das eigentliche Zeitziel erreicht und wieder einige Erfahrungen gesammelt.

Überraschenderweise wurde ich zweite in meiner Altersklasse und ruthisophia landete mit etwa einer Minute Vorsprung auf dem ersten Platz. Mein Bein fühlte sich zwar wieder etwas besser an, aber ansonsten war ich noch total verpeilt und hatte einfach nicht damit gerechnet nach vorne zu müssen. Erst nachdem ich zu Hause war, wurde mir bewusst, dass wir uns ja eigentlich von instagram „kennen“ bzw. mal „gelesen“ hatten. Das nächste Mal: Augen auf beim Wintersteinlauf.

Esther und die anderen hatten richtig Gas gegeben, sodass für sie der erste Platz ihrer AK mit 2:25h heraussprang. Ballern vom Feinsten!