Nach dem Biken ist vor dem Laufen

Der Titel ist und war Programm. Nachdem ich die Nacht von Sonntag auf Montag im Verhältnis richtig gut und schnell wieder regeneriert hatte, hatte ich es nicht mehr ganz so nötig mir selbst in den Hintern treten zu müssen. Das Studio hatte zwar geschlossen, aber umso schöner ist es, wenn man Dank dem Feiertag die Füße vor die Tür setzen kann. Ich war so unglaublich früh wach, dass ich kurz vor 8 in den Laufschuhen steckte (noch ehe mein Körper eigentlich begriff, was da los war).

IMG-20150525-WA0003Gleichzeitig weihte ich ein neues Laufshirt ein, welches mir von Thomas Schwester zur Verfügung gestellt wurde (sie vertreibt Mary Kay Produkte und die haben unter anderem eine „run&help“-Aktion mit entsprechenden Shirts und dem Versprechen bei Wettkämpfen für jeden gelaufenen Kilometer Geld zu spenden, wenn man ein Bild mit Startnummer und Shirt einreicht). Ich bin da eigentlich nicht so die Zielgruppe und bin wenig von Schmink- oder Tupperpartys zu begeistern – aber habe das Shirt dann doch gewürdigt. Steht ja auch nur hinten groß der Markenname drauf – sehe ich ja nicht 😀

IMG-20150525-WA0002Nach den drei Tagen des Nicht-laufens, war der erste Anstieg schon etwas mies. Ich konnte diese „Verlangsamung“ aber wieder wett machen und es fiel nicht ganz so schwer die Pace von 4:45 zu halten. Spätestens holte mich die Zeit beim langen Anstieg vor der Brücke wieder ein und mein Oberschenkel blockierte immer mehr. Es fing an keinen Spaß mehr zu machen, leider. Auf Tempo zu laufen konnte ich vergessen, dabei hätte ich mich so gerne durchgebissen. Ab der Brücke sind es nämlich nur noch 4 Kilometer, auch wenn diese stetig immer mehr ansteigen und man das Gefühl hat mit angezogener Handbremse zu laufen, oder wie als würde man gegen den Wind laufen. Zumindest konnte ich mir auf diesem Stück nicht mehr vorstellen, nochmal 10 dranzuhängen. Zwischenzeitlich biss ich die Zähne zusammen und war einfach nur wütend, lief bewusst schneller.

Auf dem letzten Kilometer hatte ich das Gefühl mein rechtes Bein sei in Beton gegossen. Irgendwas im Sitzbein fing tierisch an zu stechen. Ich wollte nur noch nach Hause. Keinesfalls wollte ich stehenbleiben oder gehen. Das ging gerade so. Die Strecke hätte keine 500 Meter länger sein dürfen. Wieder nur 50min auf 10k. Was nicht geht geht halt (noch) nicht (wieder). Dümpel ich halt weiter so durch die Gegend und hoffe auf ein Wunder.

Dienstag wurde das Studio eingerannt – jedoch nicht nur von mir. Ich war so richtig müde und hatte kaum Kraft mich selbst davon zu überzeugen, dass ich es nun einfach durchziehen sollte. Dazu kein bisschen Sonne am Himmel, etwas windig. Ich fuhr mit dem Auto die 2 Kilometer hin, aus Angst ich würde unterwegs vielleicht einbrechen oder danach nicht mehr nach Hause kommen 😀

Laufband. Kilometer um Kilometer wurde es einfacher. Ich wäre gerne schneller gelaufen. Aber der Schmerz war allzeit präsent. 5:00 schaffe ich auf 10km. 0,5km/h schneller bedeutet schon 1,5km weniger. Es ist verrückt, aber man kann das tatsächlich berechnen. Nach 6km fing es an unangenehm zu werden. Nach 8 ging es wieder und die letzten 500m nutzte ich für einen kleinen Sprint – damit mein Körper nicht vergisst was Geschwindigkeit ist 😉

Danach? Erleichtert. Fünf Minuten atmen. Dann lockte die Hantelbank. Ich fühlte mich etwas eingerostet, aber nach dem zweiten Satz geht wie sooft alles leichter. Man muss es eben einfach nur tun. Das Schlimmste hatte ich ja noch vor mir: Qual I bis IV, bis die Bauchmuskeln um Gnade wimmern. Über eine Stunde war ich beschäftigt. Um kurz vor 21h mit weitaus weniger Farbe im Gesicht, war ich dann doch froh dass mein Auto direkt um die Ecke stand und auf mich wartete.

IMG_20150527_100227549_HDRMittwoch. Der Tag des Homeoffice und der Osteopathie. Ich war wieder mal viel zu früh wach. Mich stach der Hafer. Nein es war noch immer nicht genug. Vielleicht reichte es aber auch einfach aus zu wissen, dass ich nach der Behandlung keinen Sport mehr machen durfte. Also rauf auf Mojo und im Halbschlaf zur Hohemark gefahren, eine Karte aus dem Stoppomat gezogen, versucht leserlich auszufüllen, eingestempelt und rauf auf den Feldberg.

IMG_20150527_100232515_HDRIch kam zwar in jedem Fall mit weniger Anstrengung hoch als das letzte Mal als wir im Trio abends fuhren, aber irgendwie war ich dann doch nicht schneller. Kein Tag aufgrund der vorangegangenen der Höchstleistungen versprochen hätte. Ich fühlte mich auch nicht so sonderlich gepusht. Dafür hatte ich scheinbar den ganzen Wald für mich. So richtig allein – jedoch war alles ruhig, friedlich, idyllisch. Vogelgezwitscher, ein paar Sonnenstrahlen. Und das Mittwoch morgens, entgegen meiner sonstigen Routine. Die letzten 200 Meter taten richtig weh, aber was muss das musste. Ein bisschen versuchte ich dann zwar doch noch gegen die Uhr zu fahren, aber heraus kamen dann doch wieder nur 53min. Abgestempelt, durchgeatmet, Karte eingeworfen, Jacke an, runter. Dafür machte runter deutlich mehr Spaß (war bloß auf einmal saukalt). Ich war ja auch noch nicht so verbraucht wie sonst und hatte alles besser im Griff. 30km später wieder vor der Haustür. Duschen und verwirrt Drehbuch schreiben. Eben war ich doch noch im Wald?

Mittags den Weg nach Darmstadt angetreten. Mit der Hoffnung dass es wieder einen Schritt in die richtige Richtung gäbe. Alles in allem ist es besser, ja. Dafür neue Schmerzen im Oberschenkel und alte die jedoch erst nach etwa 10 Kilometern oder Intervallen auftreten.

Eine ganze Stunde wurde wieder nachjustiert. Ja, ich war noch gerade. Aber durch das Laufen würde sich mein Brustkorb zu stark nach oben drücken/ziehen, weshalb auch die Organe in diese Richtung abhauen und das dann wiederum an den Beinen zieht. Gute Sache.

Alles in allem wieder minimal leichtes Ziehen und Geraderücken von Beinen und Hals. Es ist jedes mal aufs Neue total irre: in die „richtige“ Position geschoben oder gehalten – einatmen – Luft anhalten – ausatmen. Fertig. Fragt mich nicht wie das funktioniert, aber es funktioniert. Solche minimalen Einflüsse müsste man ja quasi auch im Alltag „ausversehen“ auslösen. Komisch, dass das dann bei so einer Behandlung so treffsicher funktioniert und der Körper das dauerhaft annimmt und umsetzt.

Teilweise war das ein so leichter Druck auf einen Punkt, dass ich mich fast erschreckte als es dann an anderer Stelle plötzlich weh tat – und meistens dann genau dort, wo ich diese penetranten Schmerzen sonst immer verspürt habe. Da sieht man mal wie scheinbar doch alles miteinander in Verbindung steht. Das unangenehmste ist eigentlich das Verschieben der Organe – denn wer beide Hände in den Bauch gedrückt bekommt, möchte sich manchmal doch lieber übergeben.

Ich solle weiter machen, keinesfalls mit dem Laufen aufhören oder gar inaktiv werden. Das höre ich natürlich gerne. Er wolle das Gewebe jetzt erstmal arbeiten lassen. Ich soll im September wieder kommen und bis dahin öfter mal selbst versuchen die Organe nach unten zu drücken, da wo sie hingehören. Äh ja… Laufen, biken – alles wie gehabt. Mal eine Woche voll Power, dann mal wieder weniger Intensität. Ich bin gespannt. Es fühlt sich zwar jetzt schon wieder besser an, aber sprechen wir nochmal bei Belastung darüber. Zumindest kann ich schon mal verzeichnen, dass ich wieder auf einem Bein stehen und mich dabei nach unten bücken kann, ohne dass mir schwarz vor Augen wird.

Wir sprachen auch über Superkompensation. Manchmal müsste es erst schlimmer werden und ich solle es auch darauf ankommen lassen und wenn ich quasi am Peak wäre, würde es sich wieder verbessern. Der nächste Tempolauf kommt bestimmt!

— Jamie

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